Die Rolle der Führungskraft als Coach verlangt nicht nur eine veränderte Haltung, sondern auch den Aufbau spezifischer Kompetenzen. Diese Fähigkeiten gehen über klassische Führungsinstrumente hinaus und zielen darauf ab, Entwicklung zu ermöglichen, Beziehung zu gestalten und Eigenverantwortung zu fördern. Dabei stehen nicht Techniken im Vordergrund, sondern die Qualität der Kommunikation, der Kontaktgestaltung und der Selbstreflexion.

Folgende Kompetenzen haben sich als zentrale Bausteine coachender Führung bewährt:

Präsenz und innere Haltung


Coachende Führung beginnt mit der Fähigkeit, präsent zu sein – mental, emotional und in der Beziehung. Präsenz bedeutet, wirklich im Gespräch zu sein, ohne vorschnelle Bewertungen oder Lösungsvorschläge. Sie zeigt sich in einer zugewandten Körperhaltung, aktivem Zuhören und einem echten Interesse am Gegenüber. Grundlage dafür ist eine innere Haltung, die Entwicklung ermöglicht statt kontrolliert. Wer präsent ist, signalisiert: „Ich bin da – und ich nehme wahr, was hier passiert.“

Aktives Zuhören


Aktives Zuhören ist mehr als bloße Aufmerksamkeit. Es bedeutet, die Perspektive des Gegenübers ernst zu nehmen, unausgesprochene Bedürfnisse zu erkennen und Zwischentöne wahrzunehmen. In coachender Führung geht es nicht darum, sofort zu reagieren, sondern zunächst zu verstehen. Dazu gehört es auch, bewusst Pausen zuzulassen und Raum für Reflexion zu schaffen.

Fragen statt Antworten geben


Während klassische Führung oft von Lösungsvorschlägen und Anweisungen geprägt ist, nutzt coachende Führung die Kraft gezielter Fragen. Gute Fragen regen zum Nachdenken an, eröffnen neue Perspektiven und aktivieren Selbstverantwortung. Dabei geht es nicht um rhetorische Techniken, sondern um echtes Interesse: „Was ist dir wichtig?“, „Welche Möglichkeiten siehst du selbst?“, „Was brauchst du, um weiterzukommen?“

Ressourcen- und Lösungsorientierung


Coachende Führung fokussiert nicht auf Defizite, sondern auf vorhandene Stärken und Möglichkeiten. Anstatt sich auf Probleme zu konzentrieren, wird der Blick auf das gelenkt, was bereits funktioniert oder in der Vergangenheit hilfreich war. Dies fördert eine konstruktive Grundhaltung im Team und steigert die Motivation zur Veränderung.

Selbstreflexion und Rollenklarheit


Wer coachend führen will, muss sich der eigenen Wirkung bewusst sein. Selbstreflexion ist daher eine unverzichtbare Kompetenz. Führungskräfte, die regelmäßig über ihr Verhalten, ihre Sprache und ihre innere Haltung nachdenken, entwickeln ein feineres Gespür für die Wirkung ihres Tuns. Gleichzeitig braucht es Klarheit über die eigene Rolle: In welcher Situation wird gesteuert – und in welcher begleitet?

Vertrauensvolle Beziehungsgestaltung


Ohne Vertrauen keine Entwicklung. Coachende Führung setzt auf eine Beziehungsgestaltung, die von Verlässlichkeit, Offenheit und Respekt geprägt ist. Führungskräfte, die psychologische Sicherheit fördern, schaffen Räume, in denen Mitarbeitende sich zeigen, Verantwortung übernehmen und neue Wege gehen können.


Coaching-Kompass: Kompetenzen im Überblick

KompetenzfeldZielsetzung der KompetenzKonkrete Ausprägung im Führungsalltag
Präsenz und HaltungAufmerksam und offen im Kontakt seinGespräche ohne Ablenkung führen, Körpersprache bewusst einsetzen
Aktives ZuhörenVerständnis fördern und Beziehung vertiefenPausen aushalten, Paraphrasieren, nonverbale Signale aufnehmen
Fragen stellenReflexion und Eigenverantwortung anregenOffene, nicht wertende Fragen einsetzen
RessourcenorientierungPotenziale aktivieren und Entwicklung ermöglichenStärken benennen, frühere Erfolge einbeziehen
SelbstreflexionWirksamkeit steigern, blinde Flecken reduzierenEigenes Verhalten reflektieren, Feedback aktiv einholen
BeziehungsgestaltungVertrauen aufbauen und Entwicklung absichernTransparenz schaffen, Rückhalt bieten

Reflexionshilfe für die Praxis

  • Welche der oben genannten Kompetenzen ist bereits gut ausgeprägt?
  • Wo besteht der größte Entwicklungsbedarf?
  • In welchen Alltagssituationen ließe sich coachende Führung gezielt anwenden?

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