Containment als zentrale Fähigkeit in Führung, Coaching und Change-Management
Artikel: Hüseyin Özdemir/ Rafael Sarim Özdemir
Wir werden in unseren Weiterbildungen, Coachings und Management Consulting Projekten oft gefragt, wie „wir in Stresssituationen so ruhig bleiben können“ und was das bedeutet. Hier der Versuch einer Erläuterung.
Containment bezeichnet im psychodynamischen Sinne die Fähigkeit einer Person, emotionale Zustände eines Gegenübers – etwa Ängste, Unsicherheiten, innere Konflikte, Stress, belastende Gedanken oder Wut – aufzunehmen, zu halten, zu verarbeiten und in einer reflektierten Form zurückzugeben. Der Begriff geht auf den britischen Psychoanalytiker Wilfred Bion zurück, der ihn ursprünglich im Kontext der Mutter-Kind-Beziehung beschrieb („Object Relations Theory“, siehe auch: Melanie Klein, Donald Winnicott). Die Mutter „enthält“ die emotionalen Zustände des Kindes, verarbeitet sie und gibt sie in einer beruhigten, integrierbaren Form zurück. Dieses Prinzip lässt sich auf Führung, Coaching und Change-Management übertragen.
In Coaching- und Veränderungsprozessen sind Unsicherheiten, Widerstände und emotionale Turbulenzen häufige Begleiterscheinungen. Eine Führungskraft oder Coach mit hoher Containment-Fähigkeit kann emotionale Reaktionen von Einzelpersonen oder Teams annehmen, ohne sich selbst davon überwältigen zu lassen. Durch die mentale Verarbeitung dieser Emotionen entsteht eine strukturierte Bedeutung, die den Betroffenen in einer entlastenden und klärenden Form zurückgegeben werden kann. Dies ermöglicht Sicherheit und Orientierung in herausfordernden Veränderungsprozessen.
Containment spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen professionellen Kontexten
Containment spielt eine entscheidende Rolle in verschiedenen professionellen Kontexten. In der Führung benötigen Mitarbeitende eine stabile Bezugsperson, die auch in Krisen Ruhe bewahrt und Orientierung gibt. Im Coaching können sich Coachees tiefer auf Reflexions- und Entwicklungsprozesse einlassen, wenn sie sich emotional „gehalten“ fühlen. In organisationalen Veränderungsprozessen trägt Containment dazu bei, psychologische Sicherheit zu schaffen und Widerstände gegen Change zu reduzieren.
Dieses Konzept ist ein zentraler Bestandteil psychologisch fundierter Führung, Coaching- und Change-Prozesse. Es ermöglicht, Emotionen produktiv zu nutzen, anstatt von ihnen gesteuert zu werden, und fördert so eine nachhaltige persönliche und organisationale Entwicklung. Im Coaching versuchen wir die belastenden Gefühle und Gedanken auf ein tolerierbares Maß zu reduzieren.
Ein Industriekunde (größeres Familienunternehmen) hat die Aspekte des Containments nach unseren Coachings und Trainings in ihre Führungsprinzipien integriert und als wichtige Aufgabe einer Führungskraft deklariert. Das hat uns sehr beeindruckt, da dieser Begriff oftmals in psychodynamisch arbeitenden Fachkreisen genutzt wird.
In unseren Weiterbildungen trainieren wir diesen Aspekt und machen ihn erlebbar. Starts: 14.-15.03.25 und 27.-28.06.25 in Köln sowie hybrid.
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