Gewaltfreie Kommunikation als Schlüssel zu einer wertschätzenden Unternehmenskultur/ GfK
Artikel: Prof. Dr. Patrick Peters, Mönchengladbach
Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist ein Konzept, das auf eine wertschätzende und empathische Verständigung zwischen Menschen abzielt. Sie ermöglicht es, Konflikte ohne Eskalation zu lösen und kann so wesentlich zu einer positiven Unternehmenskultur beitragen.
Die interne Kommunikation beschreibt bekanntlich den Informationsfluss innerhalb einer Organisation und umfasst den Austausch von Wissen, Ideen, Plänen und Unternehmensrichtlinien zwischen Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen und Hierarchieebenen. Eine effiziente interne Kommunikation stellt sicher, dass alle Teammitglieder über die Unternehmensziele und Strategien informiert sind. Sie fördert die Zusammenarbeit, steigert die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden und trägt zur Innovationskraft sowie Produktivität des Unternehmens bei. Zudem schafft sie eine gemeinsame Basis für ein konstruktives Arbeitsumfeld.
Ein zentraler Bestandteil der internen Kommunikation ist das Konfliktmanagement. Viele Herausforderungen in Unternehmen entstehen aufgrund von Missverständnissen oder unklarer Kommunikation. Ein klarer und transparenter Austausch kann daher Konflikte vermeiden oder frühzeitig entschärfen. Hier kommt die Gewaltfreie Kommunikation ins Spiel. Dieses von Marshall B. Rosenberg entwickelte Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass viele Konflikte durch wertende oder verurteilende Sprache entstehen. GfK legt den Fokus darauf, Kommunikation bewusst so zu gestalten, dass Missverständnisse reduziert und Beziehungen gestärkt werden.
Gewaltfreie Kommunikation als Werkzeug zur Konfliktlösung
Die von Rosenberg definierten vier zentralen Schritte der Gewaltfreien Kommunikation sind:
- Beobachtung – Die Beschreibung einer Situation ohne subjektive Bewertungen oder Interpretationen. Es geht darum, objektive Fakten darzulegen.
- Gefühl – Das Bewusstwerden und Benennen der eigenen Emotionen, ohne anderen die Schuld für diese zuzuschreiben.
- Bedürfnis – Die Identifikation und Formulierung eigener Bedürfnisse sowie das Verständnis für die Bedürfnisse anderer.
- Bitte – Eine konkrete, klare Bitte formulieren, ohne diese als Forderung zu stellen oder Druck auszuüben.
Durch die Anwendung dieser vier Schritte hilft die Gewaltfreie Kommunikation, Missverständnisse zu vermeiden und eine wertschätzende Gesprächskultur zu etablieren. Sie ermöglicht es, sowohl die eigenen als auch die Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu berücksichtigen, um tragfähige Lösungen zu finden. Ihre Anwendungsbereiche reichen von persönlichen Beziehungen über Bildungseinrichtungen und Mediation bis hin zur Unternehmenskommunikation. Insbesondere in Organisationen kann GfK eine Atmosphäre der Offenheit, des Respekts und der Kooperation fördern.
Ein wichtiger Aspekt der Gewaltfreien Kommunikation ist die Fähigkeit, klare Bedürfnisse zu formulieren und gleichzeitig respektvoll mit Kritik umzugehen. Sie hilft, alte Muster wie Verteidigung, Rückzug oder Angriffe abzulegen und eine deeskalierende, lösungsorientierte Kommunikation zu etablieren. Marshall B. Rosenberg beschreibt dies folgendermaßen: „Durch den Fokus auf tiefgehendes Zuhören, sowohl nach innen als auch nach außen, fördert GfK Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Empathie – und schafft so eine Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses.“ (Rosenberg, 2016, S. 19).
Praktische Anwendung in der Arbeitswelt
Ein typisches Beispiel aus dem Unternehmensalltag verdeutlicht die Wirkung der Gewaltfreien Kommunikation: Ein Teammitglied kommt wiederholt verspätet zu Meetings. Die Teamleitung reagiert frustriert und kommentiert dies vor der Gruppe ironisch: „Schön, dass Sie es heute auch geschafft haben! Haben Sie keine Uhr oder sind unsere Besprechungen für Sie nicht wichtig?“ Diese abwertende Kommunikation führt dazu, dass sich die betreffende Person unwohl fühlt, weniger engagiert am Meeting teilnimmt und sich möglicherweise sogar zurückzieht.
Wie könnte die gleiche Situation mit Hilfe der Gewaltfreien Kommunikation gelöst werden?
- Beobachtung: „Mir ist aufgefallen, dass Sie in den letzten Wochen häufig verspätet zu den Meetings gekommen sind.“
- Gefühl: „Ich bin verunsichert, weil wir als Team darauf angewiesen sind, gemeinsam produktiv zu arbeiten.“
- Bedürfnis: „Eine effiziente Nutzung der Meeting-Zeit ist mir wichtig, damit alle auf dem gleichen Wissensstand bleiben.“
- Bitte: „Gibt es eine Möglichkeit, wie wir Ihnen helfen können, damit Sie künftig pünktlich erscheinen können?“
Durch eine solche respektvolle und lösungsorientierte Kommunikation wird der Mitarbeitende nicht bloßgestellt, sondern erhält die Gelegenheit, auf das Problem einzugehen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.
GfK als Teil der Unternehmenskultur etablieren
Um Gewaltfreie Kommunikation erfolgreich in einem Unternehmen zu implementieren, bedarf es gezielter Schulungen und eines langfristigen Engagements. Mitarbeitende sollten die Prinzipien von GfK kennenlernen und durch praktische Übungen trainieren. Unternehmen, die eine Kultur der wertschätzenden Kommunikation etablieren, profitieren langfristig von einer verbesserten Zusammenarbeit, höherer Zufriedenheit und einem positiveren Arbeitsklima.