Das Kulturmodell von Geert Hofstede ist ein Rahmenwerk zur Analyse kultureller Unterschiede, das ursprünglich auf einer umfangreichen Umfrage unter IBM-Mitarbeitern in über 50 Ländern in den 1960er und 1970er Jahren basiert. Hofstede identifizierte zunächst vier, später sechs Dimensionen, die kulturelle Unterschiede zwischen Nationen beschreiben. Hier sind die sechs Dimensionen:

  1. Machtdistanz (Power Distance Index, PDI): Diese Dimension misst, inwiefern weniger mächtige Mitglieder einer Gesellschaft erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist. In Kulturen mit hoher Machtdistanz werden Hierarchien und ungleiche Machtverteilungen als gegeben und natürlich angesehen.
  2. Individualismus vs. Kollektivismus (Individualism versus Collectivism, IDV): Diese Dimension betrachtet, ob Menschen primär als Individuen oder als Teil einer Gruppe angesehen werden. In individualistischen Gesellschaften wird Wert auf persönliche Freiheit und Unabhängigkeit gelegt, während in kollektivistischen Kulturen das Wohl der Gruppe über das des Einzelnen gestellt wird.
  3. Maskulinität vs. Femininität (Masculinity versus Femininity, MAS): Diese Dimension bezieht sich darauf, wie stark eine Gesellschaft durch Wettbewerb (maskulin) oder durch Kooperation und Fürsorglichkeit (feminin) geprägt ist. Maskuline Gesellschaften betonen Leistung und Erfolg, während feminine Gesellschaften harmonische Beziehungen und Lebensqualität betonen.
  4. Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty Avoidance Index, UAI): Diese Dimension misst, wie Gesellschaften mit Unsicherheit und Ambiguität umgehen. Hohe Unsicherheitsvermeidung bedeutet, dass formelle Regeln und Maßnahmen bevorzugt werden, um Unsicherheit zu minimieren.
  5. Langfristige vs. kurzfristige Orientierung (Long-Term versus Short-Term Orientation, LTO): Diese Dimension betrachtet, in welchem Maße eine Gesellschaft langfristige Verpflichtungen und Respekt für Tradition bewertet im Vergleich zu kurzfristigen Ergebnissen und pragmatischen Anpassungen.
  6. Nachgiebigkeit vs. Zurückhaltung (Indulgence versus Restraint, IND): Diese Dimension reflektiert, inwieweit eine Gesellschaft freien Genuss und Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und Wünsche erlaubt (Nachgiebigkeit) im Gegensatz zu Gesellschaften, die durch Normen und strenge soziale Normen gekennzeichnet sind (Zurückhaltung).

Das Modell von Hofstede hat breite Anwendung in der internationalen Geschäftswelt, im Bildungsbereich und in der interkulturellen Kommunikation gefunden, um Unterschiede im Verhalten und in den Wertvorstellungen verschiedener Kulturen zu verstehen und zu managen.

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